Seit 2010 findet traditionell zum Ende des ersten Schulhalbjahres die Schulmeisterschaft im Schach am Wittener Ruhr-Gymnasium statt. Ausgehend von kleinen Anfängen mit etwa 10 Teilnehmern im ersten Jahr hat sich daraus eines der größten Schach-Turniere Wittens entwickelt. Insbesondere seit den Corona-Jahren und seit der Zertifizierung des Ruhr-Gymnasiums als „Deutsche Schachschule“ im Jahr 2022 hat der Bereich Schach steigen die Teilnehmerzahlen rasant, so dass in diesem Jahr mit 108 Anmeldungen ein absoluter Rekord verzeichnet wurde.
Um den Ansturm zu bewältigen, wurde ins insgesamt 5 Gruppen um Punkte und Medaillen gespielt. Bei der Einteilung war die Spielstärke das entscheidende Kriterium. Bei jeder Teilnahme an einem Schachturnier der Schule erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Ratingzahl, die ungefähr mit den offiziellen DWZ- und ELO-Systemen im Vereinsschach vergleichbar sind. Auf diese Weise entstanden Gruppen aus unterschiedlichsten Jahrgängen, wobei sich wieder einmal zeigte, dass im Schach nicht Alter und Körpergröße zählen und auch die jüngsten oft mit den ältesten mithalten können.
In allen Gruppen kam es so zu spannenden und ausgeglichenen Partien, in denen die Turniererfahrung meist mehr Gewicht hatte als das Alter der Gegner. Am Ende der Veranstaltung fand die Verleihung der Medaillen und Sonderpreise daher in sehr respektvoller Atmosphäre statt, da alle Mitspieler die Leistung der Medaillengewinner sehr gut einschätzen konnten. Wer nach 7 anstrengenden und umkämpften Partien vorne liegt, hat die Medaille auch verdient. Zumal man einen Misserfolg beim Schach nie auf Pech, böse Fouls oder schlechte Schiedsrichterleistung zurückführen kann. Ein wichtiges pädagogisches Ziel im Bereich Schach ist daher auch: Verlieren lernen!
Während man in die Gruppen A-D nach der Wertungszahl einsortiert wurde, musste man sich für die sogenannte „Champions League“ schon im Vorfeld qualifizieren. Wie für viele Fußballer ist es für viele Schachspieler am RGW ein Traum, „einmal in der Champions League zu spielen“. In diesem Jahr waren 18 Schülerinnen und Schüler für die Champions League qualifiziert, von denen sich die sechs Besten für das Finale am Folgetag qualifizierten. Hier waren viele spannende Partien auf hohem Niveau zu bewundern, wobei es zum Schluss für einige sehr eng wurde. Zum Teil musste erst der direkte Vergleich oder sogar eine Entscheidungspartie mit 5 Minuten Bedenkzeit über das Weiterkommen entscheiden.
Das Finale der besten sechs wurde am zweiten Turniertag eine Angelegenheit zwischen zwei Spielern: Lennard Steding (9c) hatte im Herbst den Wittener Schulschach-Cup gewonnen und war als Vereinsspieler bei der Sport Union Annen wenige Wochen zuvor zweiter der Bezirksmeisterschaft geworden. Lennard galt daher als großer Favorit und konnte seine ersten drei Partien im Finale gewinnen. In der vierten Partie traf er auf den drei Jahre jüngeren Ilja Blinov (6d), der aber amtierender Erprobungsstufenmeister des RGW ist und beim Schulschach-Cup einen hervorragenden 5. Platz belegen konnte. Diese Partie musste über die Schulmeisterschaft entscheiden. Und da Iljas Klassenkameraden die Spannung nun kaum ertragen konnten und immer wieder nach Zwischenständen fragten, wurde diese Partie mithilfe der Schul-iPads und Smartboards live in den Klassenraum übertragen. Die moderne Technik machte es so möglich, dass die Klasse 6d das Finale der Schulmeisterschaft live im Klassenraum verfolgte. Da es in dieser Klasse mehrere spielstarke Mitschüler gibt, konnte diese ihren Mitschülern den Verlauf der Partie erläutern, so dass praktisch eine Atmosphäre wie bei einem wichtigen Fußballspiel zustande kam. „Man ist das spannend!“ rief ein Schüler, als die Klasse darauf wartete, ob Ilja einen starken Zug sehen würde. Als dieser den richtigen Zug machte, wurde gejubelt wie bei einem wichtigen Tor. Trotz der starken Unterstützung durch Sprechchöre und Anfeuerungsrufe setzte sich der routinierte Lennard aber schließlich gegen den drei Jahre jüngeren Gegner durch, wodurch er nun endlich auch zum ersten Mal Schulmeister wurde. Da dies Iljas einzige Niederlage an beiden Tagen blieb, wurde er vollkommen zurecht Zweiter, während Lennards Klassenkamerad Christian Solomov sich etwas überraschend aber ziemlich souverän die Bronzemedaille sicherte. Insgesamt dürfte diese Aktion jedenfalls eine schöne Werbung für den Schachsport gewesen sein.
Die Medaillen-Gewinner der unterschiedlichen Gruppen im Überblick:
„Champions League“:
- Lennard Steding (9c)
- Ilja Blinov (6d)
- Christian Solomov (9c)
- Konstantin Glörfeld (8b)
- Dorian Ryll (EF)
- Ildan Coric (6a)
Gruppe A (ab 750):
- Arda Duman (EF)
- Yusuf Boz (Q2)
- Muslim Dzortov (EF)
Gruppe B (600-750):
- Eva Voinkova (6c)
- Dean Droste (8b)
- Bassam Al-Tobchee (Q2)
Gruppe C (500-600):
- Havand Murad (8c)
- Max Stotko (Q1)
- Robert Bösel (EF)
Gruppe D (bis 500):
- Till Schröder (9c)
- Emil Rüwald (7b)
- Carlos Klein (7d)